Freitag, 15. August 2014

Eine neue Generation von Transhumanisten


Die meisten Menschen wissen mit dem Begriff Transhumanismus nichts anzufangen, obwohl die Bewegung starken Zulauf hat. Allein in den letzten 12 Monaten verdreifachte sie die Zahl ihrer Anhänger. Diese Anhängerschaft setzt sich aus einem breiten Sprektrum von Menschen zusammen. Der folgende Artikel von Zoltan Istvan gibt einen kurzen Einblick in die jüngsten Entwicklungen.


Es kommt eine neue Generation von Transhumanisten auf. Man kann es merken auf Treffen von Transhumanisten. Man kann es sehen in den Gruppen von Transhumanisten auf Social-Media Netzwerken. Man kann es lesen in den hunderten von Blogs, die sich der Transhumanisten-Thematik widmen. Dies ist nicht die gleiche Art von Leuten, meist ältere Akademiker, welche die Bewegung langsam vorangebracht haben in den letzten Jahrzehnten. Hier haben wir eine dynamische Gruppe von jüngeren Leuten mit den verschiedensten Backgrounds: Menschen mit den verschiedensten ethnischen, persönlichen oder szialen Hintergründen. Viele sind Frauen. Andere haben Behinderungen. Es gibt Atheisten, während andere spirituell veranlagt sind oder eben streng religiös. Ebenso vielschichtig die politischen Ansichten, von Konservativen, über Liberalen bis hin zu Anarchisten. Sie umfassen alle möglichen Berufsgruppen. Welchen Hintergrund sie auch immer haben, ihre Anzahl vergrößerte sich in kürzester Zeit – allein in den letzten 12 Monaten verdreifachte sie sich.
"Vor drei Jahren hatten wir nur rund 400 Mitglieder, aber heute haben wir über 10.000 Mitglieder", sagt Amanda Stoel, Mitbegründerin und 'Chief Administrator' der Facebookgruppe ''Singularity Network'', einer der größten von Hunderten Gruppen mit dem Thema Transhumanismus im Web.

 
Der Transhumanismus ist mittlerweile so beliebt, dass sogar im bekannten Comicstrip ''Dilbert'', den es online gibt und der in über 2000 Zeitungen erscheint, Parodien darauf gemacht werden. 

 
Trotz der rasant wachsenden Beliebtheit wissen viele Menschen nocht nicht was Transhumanismus überhaupt ist. Wörtlich bedeutet transhuman in etwa 'jenseits des menschlichen'. Das wichtigste Ziel für viele Transhumanisten ist es, die Sterblichkeit des Menschen zu überwinden, ein Ziel welches, wie einige glauben, bis 2045 zu erreichen ist. 

 
Transhumanismus gibt es schon nahezu 30 Jahre. Anfangs stark von Science-Fiction beeinflusst, ist Transhumanismus heute von Wissenschaft und technologischer Innovation geprägt, oft durch Menschen unter 40 Jahren. Es ist eine weltweite Bewegung, mit vielen formalen Gruppen in dutzenden von Ländern.

Trotz des Wachstums dieser Bewegung, wird die jüngere Generation und ihre Ideen von einigen älteren Transhumanisten abgelehnt. Diese Old-School Futuristen verwerfen die Philosophien und den Radikalismus der Aktivisten. Es ist ihnen sogar lieber, wenn einige jüngere Autoren und Fürsprecher des Transhumanismus gar keine Beachtung finden. Dazu kommt noch, dass der Eintrag über den Transhumanismus auf Wikipedia (hier die deutsche Version) – das meist besuchte Onlinedokument der Bewegung – gesichert wird von einem wachsamen Aufgebot, welches Ergänzungen oder Änderungen löscht, die auch nur ansatzweise von der öden rein wissenschaftlichen Sicht auf den Transhumanismus abweichen. (In der deutschen Wikipedia wird er gar teilweise in die „rechte Ecke“ gestellt. AdÜ)

 
Aus den genannten Gründen fehlt dem Wikipediaartikel zwangsläufig die Lebendigkeit und die Erfahrbarkeit des Transhumanismus. Den wirklichen Stand, sowie Informationen und Philosophien des Transhumanismus kann man bespielsweise finden in den sozialen Netzwerken, wo zehntausende von Wissenschaftlern und Technologen azutreffen sind. Dort wird die transhumanistische Zukunft besprochen.

Ein prominentes Beispiel ist Maria Konovalenko. Die 29 jährige Molekularphysikerin sorgte in der internationalen Presse für Aufsehen, mit ihren Demonstrationen zur Unterstützung einer radikalen Form von 'Life Extension'. 
  
"Wir müssen mehr tun für den Transhumanismus und die Verlängerung der Lebensdauer", sagt Konovalenko, Vizepräsidentin der Moskauer 'Science for LifeExtension Foundation'. "Das ist unser Leben und unsere Zukunft worüber wir reden. Sich zurücklehnen und einfach nur zuschauen wie das 21. Jahrhundert an uns verüberzieht, läßt uns nicht unsere Ziele erreichen. Wir müssen unsere Botschaft zu den Menschen auf der Straße tragen und uns bemühen, um eine wirkliche Veränderung."

Transhumanistische Prominente, wie Maria Konovalenko, gehen einen anderen Weg die Botschaft der Bewegung an die Öffentlichkeit zu tragen. An der rasch zunehmenden Zahl von Transhumanisten kann man ablesen – es funktioniert.

Ein Hauptziel vieler Transhumanisten ist es, die Öffentlichkeit zu überzeugen, dass umfassende Technologie und Wissenschaft im besten Interesse der Menschheit sind. In einer religiös geprägten Welt, wo ein Großteil der Menschen noch an ein Leben nach dem Tode glaubt, sind Viele skeptisch, ob eine signifikante Verlängerung des menschlichen Lebens philosophisch und moralisch richtig ist. Transhumanisten glauben umso mehr Menschen ihre Ziele unterstützen, desto mehr private und öffentliche Ressourcen werden freigesetzt für Organisationen und Unternehmen, die helfen das menschliche Leben zu verbessern und der Sterblichkeit ein Ende zu setzen.

Der englische Originalartikel stammt von Zoltan Istvan (Twitter). Alle Rechte vorbehalten.

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