Die meisten Menschen wissen mit dem
Begriff Transhumanismus nichts anzufangen, obwohl die Bewegung
starken Zulauf hat. Allein in den letzten 12 Monaten verdreifachte
sie die Zahl ihrer Anhänger. Diese Anhängerschaft setzt sich aus
einem breiten Sprektrum von Menschen zusammen. Der folgende Artikel
von Zoltan Istvan gibt einen kurzen Einblick in die jüngsten
Entwicklungen.
Es kommt eine neue Generation von
Transhumanisten auf. Man kann es merken auf Treffen von
Transhumanisten. Man kann es sehen in den Gruppen von Transhumanisten
auf Social-Media Netzwerken. Man kann es lesen in den hunderten von
Blogs, die sich der Transhumanisten-Thematik widmen. Dies ist nicht
die gleiche Art von Leuten, meist ältere Akademiker, welche die
Bewegung langsam vorangebracht haben in den letzten Jahrzehnten.
Hier haben wir eine dynamische Gruppe von jüngeren Leuten mit den
verschiedensten Backgrounds: Menschen mit den verschiedensten
ethnischen, persönlichen oder szialen Hintergründen. Viele sind
Frauen. Andere haben Behinderungen. Es gibt Atheisten, während
andere spirituell veranlagt sind oder eben streng religiös. Ebenso
vielschichtig die politischen Ansichten, von Konservativen, über
Liberalen bis hin zu Anarchisten. Sie umfassen alle möglichen
Berufsgruppen. Welchen Hintergrund sie auch immer haben, ihre Anzahl
vergrößerte sich in kürzester Zeit – allein in den letzten 12
Monaten verdreifachte sie sich.
"Vor drei Jahren
hatten wir nur rund 400 Mitglieder, aber heute haben wir über 10.000
Mitglieder", sagt Amanda Stoel, Mitbegründerin und 'Chief
Administrator' der Facebookgruppe ''Singularity Network'', einer der
größten von Hunderten Gruppen mit dem Thema Transhumanismus im Web.
Der
Transhumanismus ist mittlerweile so beliebt, dass sogar im bekannten
Comicstrip ''Dilbert'', den es online gibt und der in über 2000
Zeitungen erscheint, Parodien darauf gemacht werden.
Trotz
der rasant wachsenden Beliebtheit wissen viele Menschen nocht nicht
was Transhumanismus überhaupt ist. Wörtlich bedeutet transhuman in
etwa 'jenseits des menschlichen'. Das
wichtigste Ziel für viele Transhumanisten ist es, die Sterblichkeit
des Menschen zu überwinden, ein Ziel welches, wie einige glauben,
bis 2045 zu erreichen ist.
Transhumanismus
gibt es schon nahezu 30 Jahre. Anfangs stark von Science-Fiction
beeinflusst, ist Transhumanismus heute von Wissenschaft und
technologischer Innovation geprägt, oft durch Menschen unter 40
Jahren. Es ist eine weltweite Bewegung, mit vielen formalen Gruppen
in dutzenden von Ländern.
Trotz
des Wachstums dieser Bewegung, wird die jüngere Generation und ihre
Ideen von einigen älteren Transhumanisten abgelehnt. Diese
Old-School Futuristen verwerfen die Philosophien und den Radikalismus
der Aktivisten. Es ist ihnen sogar lieber, wenn einige jüngere
Autoren und Fürsprecher des Transhumanismus gar keine Beachtung
finden. Dazu kommt noch, dass der Eintrag über den Transhumanismus auf Wikipedia (hier die deutsche Version) – das meist besuchte
Onlinedokument der Bewegung – gesichert wird von einem wachsamen
Aufgebot, welches Ergänzungen oder Änderungen löscht, die auch nur
ansatzweise von der öden rein wissenschaftlichen Sicht auf den
Transhumanismus abweichen. (In
der deutschen Wikipedia wird er gar teilweise in die „rechte Ecke“
gestellt. AdÜ)
Aus
den genannten Gründen fehlt dem Wikipediaartikel zwangsläufig die
Lebendigkeit und die Erfahrbarkeit des Transhumanismus. Den
wirklichen Stand, sowie Informationen und Philosophien des
Transhumanismus kann man bespielsweise finden in den sozialen
Netzwerken, wo zehntausende von Wissenschaftlern und Technologen
azutreffen sind. Dort wird die transhumanistische Zukunft besprochen.
Ein
prominentes Beispiel ist Maria Konovalenko. Die 29 jährige
Molekularphysikerin sorgte in der internationalen Presse für
Aufsehen, mit ihren Demonstrationen zur Unterstützung einer
radikalen Form von 'Life Extension'.
"Wir müssen mehr tun
für den Transhumanismus und die Verlängerung der Lebensdauer",
sagt Konovalenko, Vizepräsidentin der Moskauer 'Science for LifeExtension Foundation'. "Das ist unser Leben und unsere Zukunft
worüber wir reden. Sich zurücklehnen und einfach nur zuschauen wie
das 21. Jahrhundert an uns verüberzieht, läßt uns nicht unsere
Ziele erreichen. Wir müssen unsere Botschaft zu den Menschen auf der
Straße tragen und uns bemühen, um eine wirkliche Veränderung."
Transhumanistische
Prominente, wie Maria Konovalenko, gehen einen anderen Weg die
Botschaft der Bewegung an die Öffentlichkeit zu tragen. An der rasch
zunehmenden Zahl von Transhumanisten kann man ablesen – es
funktioniert.
Ein
Hauptziel vieler Transhumanisten ist es, die Öffentlichkeit zu
überzeugen, dass umfassende Technologie und Wissenschaft im besten
Interesse der Menschheit sind. In einer religiös geprägten Welt, wo
ein Großteil der Menschen noch an ein Leben nach dem Tode glaubt,
sind Viele skeptisch, ob eine signifikante Verlängerung des
menschlichen Lebens philosophisch und moralisch richtig ist.
Transhumanisten glauben umso mehr Menschen ihre Ziele unterstützen,
desto mehr private und öffentliche Ressourcen werden freigesetzt für
Organisationen und Unternehmen, die helfen das menschliche Leben zu
verbessern und der Sterblichkeit ein Ende zu setzen.
Der
englische Originalartikel stammt von Zoltan Istvan (Twitter). Alle
Rechte vorbehalten.
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