Montag, 25. August 2014

Darf ich vorstellen? NAO der Roboter.


Sein Name ist NAO und er ist ein 58 cm großer humanoider Roboter. Er agiert autonom, das heißt er reagiert auf seine Umwelt, kann Personen erkennen und mit ihnen sprechen. Seine Form und Interaktivität machen ihn äußerst liebenswürdig. Aber NAO ist viel mehr als ein Spielzeug. In NAO steckt geballte High Tech und Künstliche Intelligenz. NAO wird eigesetzt als Unterrichtshelfer in allen Alterstufen, bis hinein in die Universität. Außerdem hilft NAO autistischen Kindern. Dies und noch vieles mehr steckt in dem knuffigen Kerlchen.


Man stelle sich einen kleinen Roboter vor, der sozusagen auf Zuruf reagiert. Er könnte mit Kindern beispielsweise Multiplikationstabellen lernen, morgens alle Mitglieder des Haushalts wecken, während der Abwesenheit aller auf das Haus aufpassen und so weiter. NAO kann lernen Emotionen zu erkennen, um darauf zu reagieren. Er kann verschiedene Leute unterscheiden und jeden beim richtigen Namen ansprechen. Dieses und noch vieles mehr ist möglich. Außerdem macht seine Art und Gestik ihn liebenswert, auf eine ganz eigene Weise. So könnte so ein kleiner Roboter zum neuen Familienmitglied werden. 

NAO-Trailer (4 min)

 
NAO ist ein autonomer und programmierbarer humanoider Roboter, entwickelt von der französischen Firma Aldebaran Robotics mit Hauptsitz in Paris. Die Entwicklung begann im Jahre 2006. Die NAO Academics Edition wurde entwickelt für Ausbildungs- und Forschungszwecke an Universitäten und Labors. Zuerst eingeführt an Institutionen ist NAO seit 2011 auch privat erhältlich. NAO wird weltweit eingesetzt, so beispielsweise an der Universität Tokyo, dem Indian Institute of Technology Kanpur und der König Fahd Universität.
Einsatzgebiete für NAO sind unter anderem die Ausbildung in den klassischen Fächern Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik – in allen Altersstufen von der Grundschule, über das Gymnasium, zu berufsbildenden Schulen, bis hin zu Universitäten. Außerdem wird er eingesetzt zur Forschung in den Bereichen Robotik und Künstlicher Intelligenz. Auch zu therapeutischen Zwecken gibt es Studien mit NAO, beispielsweise bei der Förderung von autistischen Kindern.
Im Sommer 2010 machte NAO weltweite Schlagzeilen mit einer synchronisierten Tanzaufführung auf der Shanghai Expo. Im Oktober des selben Jahres kaufte die Universität Tokyo 30 NAO Roboter, um sie in ihren Nakamura Labs zu Laborassistenten auszubilden. Außerdem hatte NAO einen Auftritt als Stand-Up Comedian.
Noch ist NAO eher etwas für Bildungs- und Forschungseinrichtungen, denn sein stolzer Preis liegt zwischen 5000 und über 10.000 Euro. Allerdings ist für die Zukunft geplant NAO und andere auch als Gefährten für Privathaushalte zu realisieren. 

Tanzperformance von 20 NAOs (9min)

 
Steckbrief

Name: NAO (NextGen)

Hersteller: Aldebaran Robotics, Frankreich

Typ: humanoidier Roboter

Anwendungsgebiete: Ausbildung und Forschung

Größe: 58 cm

Gewicht: 4,3 kg

Laufzeit (Akku): 60 Minuten in Aktion, 90 Minuten normal

Freiheitsgrad (Bewegung): 21 – 25 (DoF)

Prozessor (CPU): Intel Atom @ 1,6 Ghz

Betriebssystem: NAOqi (Linux)

Kompatibilität: Windows, MacOS, Linux, Unix

Programmiersprachen: C++, Python, Java, MATLAB, Urbi, C, .NET

Visuelle Sensoren: 2 HD 1280x960 Kameras

Weitere Sensoren: 4 Ultraschallsensoren, ein Trägheitssensor, Drucksensoren in den Füßen

Datenverbindung: Ethernet, WiFi

  
Wie NAO funktioniert

Der NAO Roboter ist eine einzigartige Verbindung von Hardware und Software. Er verfügt über verschiedenste Sensoren und Motoren. Das Betriebssystem NAOqi steuert den Roboter und sorgt dafür, dass er die Daten, die er über seine Sensoren empfängt, verstehen und interpretieren kann.
Das Betriebssystem basiert auf natürlicher und emotionaler Interaktion. Somit eröffnet NAOqi neue Wege der Interaktion mit Maschinen, indem man nicht irgendwelche Schalter bedient, oder Eingaben an einer Tastatur tätigt, sondern man spricht einfach mit NAO. Er reagiert auf Stimmen und Daten aus seiner Umgebung. Aus Beobachtungen des Verhaltens einer Person kann NAO auch aus eigener Initiative tätig werden. Wenn er also beispielsweise mitbekommen hat, dass man zum Kaffee eine Zeitung liest, bringt er die Zeitung, wenn man sich einen Kaffee gemacht hat ohne das man ihn dazu auffordert. Das Betriebssystem sorgt dafür, dass NAO ähnlich wie ein Kind lernt, nach einer gewissen Zeit Schlüsselmomente identifiziert und auch lernt eine Konversation zu führen.

Alle NAOs der Academic Edition verfügen über eingebaute Trägheitsmesser mit Beschleunigungssensor, Gyrometer (Drehungsmesser) mit 4 Ultraschallsensoren (Sonarsensoren), die für Stabilität und Positionierung im Raum sorgen. Das Linux-basierte Multimediasystem enthält:

- 4 Mikrofone, für die Spracherkennung und Lokalisation von Geräuschen
- 2 Lautsprecher zur Sprachausgabe
- 2 HD Kameras, einschließlich Form- und Gesichtserkennung

Ausgeliefert wird NAO mit einer Software Suite die ein grafisches Programmiertool (Choreographe), Simulationssoftware und ein Softwareentwickler-Kit enthält. NAO ist außerdem kompatibel mit Microsoft Robotics Studio, Cyberbotics Webots und Gostai Urbi Studio.


Aldebaran Robotics gab im Mai 2011 Teile des Quellcodes zur NAO-Steuerung frei und Intel unterstützte die weitere Entwicklung mit 13 Millionen US-Dollar. Man darf auf Neuigkeiten gespannt sein...

 
NAO im Einsatz für autistische Kinder

Wie bereits SpiegelOnline berichtete, wird in einigen Studien mit Robotern, unter anderem auch NAO, daran gearbeitet, die soziale Kommunikation und die motorischen Fähigkeiten autistischer Kinder zu verbessern. Diese Kinder mögen die kleinen Humanoiden, weil sie unkomplizierter sind und weil ihre Reaktionen leichter vorhersehbar sind. 

ASK NAO: Be part of the  journey (3 min)

NAO im Fußballfieber  

NAO ist angetreten bei den jährlich stattfindenden RoboCup-Weltmeisterschaften in der Standard-Platform-League (SPL). Bei diesem Event treffen sich tausende von Wissenschaftlern, um ihre Teams antreten zu lassen. Parrallel dazu findet ein Kongress statt, bei dem man sich austauscht über neueste Entwicklungen in Robitik und Künstlicher Intelligenz. 

 

NAO im Einzelnen

  • 1) Berührungssensoren
  • 2) Lautsprecher und LEDs
  • 3) Infrarotsender und -empfänger, Augen-LEDs
  • 4) Kopfgelenk
  • 5) Bauchtaster (Schalter)
  • 6) Hüftgelenk
  • 7) Hände mit Fingern zum Greifen
  • 8) Knöchelgelenk
  • 9) Stoßempfänger
  • 10) Mikrofone vorn und hinten
  • 11) Kameras
  • 12) seitliche Mikrofone
  • 13) Schultergelenk
  • 14) Sonarsensoren
  • 15) Ellbogengelenk
  • 16) Energieversorgung (Akku)
  • 17) Handgelenk
  • 18) Berührungssensoren
  • 19) Kniegelenk

Aldebaran Robotics

Aldebaran Robotics ist ein französiches Robotikunternehmen. Es wurde am 8. Juli 2005 gegründet von Bruno Maisonnier. Die Vision von Aldebaran Robotics ist es Roboter für das Wohl von Menschen zu machen, mit dem Ziel der breiten Öffentlichkeit Roboter als Lebensbegleiter anzubieten. Auf dem Gebiet der humanoiden Roboter ist Aldebaran Robotics Weltmarktführer.
Nach anfänglichen Gerüchten 2012, betreffs einer Übernahme von Aldebaran Robotics durch den japanischen Konzern SoftBank, wurde 2014 eine Kapitalbeteiligung über 78,5 % bestätigt.

Bruno Maisonnier

 
Aldebaran Robotics entwickelt noch andere KI-Roboter:

Pepper – ein Roboter zur sozialen Interaktion, sozusagen als Familienroboter



Romeo – mit 140 cm, als Unterstützung im Haushalt, zur medizinischen Hilfestellung und sozialen Interaktion



Des weiteren sind verschiedene Projekte im Bereich industrieller Roboter geplant, die in Bereichen eingesetzt werden können, die für Menschen zu gefährlich sind, wie in Atomkraftwerken etc. 

 
Achja...

Der Name NAO, bevor sich jemand den Kopf darüber zerbricht, ist eines von Aldebarans Geheimnissen. Obwohl ich immernoch glaube, dass es eine Abkürzung ist, meint Bruno Maisonnier zu diesem Thema: NAO wäre keine Abkürzung, man solle es eher als ' das ist jetzt der Trend' auffassen, also von englisch jetzt = now = NAO; oder eventuell von Gehirn, also chinesisch Nao = Gehirn; oder er ist einfach nur Fan innovativer Outdoorstirnlampen...

Wofür NAO aber auf jeden Fall steht, ist die Verbindung von Liebenswürdigkeit und High Tech.

Freitag, 22. August 2014

Ist 'Künstliche Intelligenz' das Ende der Menschheit?


Elon Musk, der führende Kopf hinter Tesla Motors und SpaceX, glaubt, dass die Künstliche Intelligenz potentiell gefährlicher ist als Atombomben. Er beschwor die Menschen ''super vorsichtig'' zu sein und zeichnete ein Szenario vom Schicksal der Menschheit, welches dem 'Judgment Day' von Terminator ähnelt. Nun mag man Musk für etwas übervorsichtig halten, angesichts der seit über 60 Jahren drohenden thermonuklearen Vernichtung, aber seine Worte sind wert bedacht zu werden.



Musk twitterte am 3. August seine Einschätzung, nachdem er das Buch ''Superintelligence'' von Nick Bostrom gelesen hat. In dem Buch wird die Schaffung einer Maschine beschrieben, die über eine künstliche Intelligenz verfügt (artificial general intelligence, AGI), welche mit der menschlichen Intelligenz in Konkurrenz treten kann, sowie mit dem was sich daraus ergeben könnte. Während die meisten Experten sich einig sind, dass eine künstliche Intelligenz auf der Ebene der menschlichen unvermeidbar ist, ab einem gewissen Punkt, und es nur noch eine Frage der Zeit ist, sagt Bostrom die Menschen hätten noch einen großen Vorteil: Sie müssen den ersten Schritt machen. Das ist worauf Musk verweist, wenn er sagt, dass wir vorsichtig sein müssen mit der Künstlichen Intelligenz. Wir bewegen uns zwar schnell auf ein Schicksal wie in ''Terminator'' zu, aber wir haben es in der Hand. Wir sind diejenigen, welche die Funktionsweise dieser KI programmieren. Wir sind diejenigen, welche dieser KI einen Sinn für Ethik und Moral implementieren können. Und wir sind es schließlich, die Sicherheitsvorkehrungen treffen können, wie Asimovs Gesetze der Robotik, um eine ''Robocalypse'' zu verhindern.

Zusammengefasst hieße das, falls wir eine Rasse von intelligenten Robotern schaffen, sind nur wir selbst verantwortlich für alle Folgen die daraus entstehen. Nur scheint Musk leider nicht sehr optimistisch zu sein, dass es die Menschen verstehen die richtigen Sicherheitsvorkehrungen zu treffen. In einem zweiten Tweet meinte Musk: ''Hoffentlich sind wir nicht nur der 'biologische Bootloader' für eine künstliche Superintelligenz. Leider ist das immer wahrscheinlicher.'' Damit meint er wohl, die Menschheit könnte sich als eine Art Vorstufe zur Super-KI herausstellen und nachdem diese Realität ist, sind wir überflüssig in der KI-Gesellschaft und werden sehr schnell ausgelöscht.

Viele verwerfen die Bedenken von Musk als Ausgeburten von jemandem, der zu viel Science-Fiction im Kopf hat, andere nehmen sie sehr ernst. Bereits früher in diesem Jahr gab Steven Hawking eine ernsthafte Warnung heraus, dass die Schaffung einer KI, die den Menschen überlisten kann ''der letzte Schritt'' ist, den Sterbliche jemals machen könnten. Er hat bei zahlreichen Gelegenheiten über die Gefahren einer solchen KI gesprochen und wies darauf hin, dass sehr wenig getan wird, um die potenziellen Risiken der zukünftigen KI-Technologien zu handhaben. Außerdem stellte er die Fähigkeit des Menschen infrage, die KI zu kontrollieren.

Noch komplizierter wird die Debatte mit der anderen Seite der Medaille. Einige verorten in der KI ein interessantes Potenzial des technischen Fortschritts, eine nie gekannte Lebensqualität könnte erlangt werden, beispielsweise durch medizinische Durchbrüche und einer langen Liste weiterer Vorteile. Der Autor und Futurist Zoltan Istvan meint, es wäre viel dringender, dass man die Menschen vorbereitet auf den Zeitpunkt, an dem die maschinelle Intelligenz die menschliche ersetzt und sich exponentiell weiterentwickelt. Istvan erklärt dazu:

''Das Kommen der Künstlichen Intelligenz wird wahrscheinlich das wichtigste Ereignis in der Geschichte der Menschheit sein. Natürlich kann es schlecht laufen, wie Elon Musk neulich warnte. Wie auch immer, kann es unsere Spezies aber genausogut in neue und ungeahnte Höhen der transhumanistischen Entwicklungen katapultieren. Bei der Einführung von Künstlicher Intelligenz, kann innerhalb weniger Monate nahezu jedes Buch über Technologie und Wissenschaft komplett neu geschrieben werden, erweitert um neue, bessere und wesentlich komplexere Ideen. Ich erwarte eine neue Ära des Lernens und fortschrittlicheren Lebens unserer Art. Der Schlüssel dazu ist natürlich nicht, die KI wild und außer Sichtweite laufen zu lassen, sondern eher dass wir uns mit ihr verbinden, eventuell als Cyborgs, um als Teil davon, diese Entwicklung mitzumachen, wo auch immer sie hinführt. Denn, egal was passiert, wir sind für diesen Ritt. Schließlich wollen wir den Zeitpunkt der Technischen Singularität nicht verpassen.“

Istvan hat das Buch ''The Transhumanist Wager“ (Das transhumanistische Wagnis) geschrieben. Es handelt davon was passieren könnte, wenn Transhumanisten und Futuristen sich durchsetzen. Dieses Buch ist jedem zu empfehlen, der sich näher mit KI beschäftigen möchte. Natürlich ist es Science-Fiction zum heutigen Zeitpunkt, aber die Geschichte lehrt uns, dass Zukunftsvisionen öfter Realität werden, als man gemeinhin glaubt.

Meine ganz persönliche Meinung dazu ist, dass die technische Entwicklung die menschliche längst eingeholt hat - wenn nicht sogar schon überholt. Der einzige wirklich greifbare Vorteil, den die Menschen entwicklungsbiologisch haben, ist die menschliche Intelligenz. Die Evolution kann man nicht aufhalten...



Siehe auch:

  

Freitag, 15. August 2014

Eine neue Generation von Transhumanisten


Die meisten Menschen wissen mit dem Begriff Transhumanismus nichts anzufangen, obwohl die Bewegung starken Zulauf hat. Allein in den letzten 12 Monaten verdreifachte sie die Zahl ihrer Anhänger. Diese Anhängerschaft setzt sich aus einem breiten Sprektrum von Menschen zusammen. Der folgende Artikel von Zoltan Istvan gibt einen kurzen Einblick in die jüngsten Entwicklungen.


Es kommt eine neue Generation von Transhumanisten auf. Man kann es merken auf Treffen von Transhumanisten. Man kann es sehen in den Gruppen von Transhumanisten auf Social-Media Netzwerken. Man kann es lesen in den hunderten von Blogs, die sich der Transhumanisten-Thematik widmen. Dies ist nicht die gleiche Art von Leuten, meist ältere Akademiker, welche die Bewegung langsam vorangebracht haben in den letzten Jahrzehnten. Hier haben wir eine dynamische Gruppe von jüngeren Leuten mit den verschiedensten Backgrounds: Menschen mit den verschiedensten ethnischen, persönlichen oder szialen Hintergründen. Viele sind Frauen. Andere haben Behinderungen. Es gibt Atheisten, während andere spirituell veranlagt sind oder eben streng religiös. Ebenso vielschichtig die politischen Ansichten, von Konservativen, über Liberalen bis hin zu Anarchisten. Sie umfassen alle möglichen Berufsgruppen. Welchen Hintergrund sie auch immer haben, ihre Anzahl vergrößerte sich in kürzester Zeit – allein in den letzten 12 Monaten verdreifachte sie sich.
"Vor drei Jahren hatten wir nur rund 400 Mitglieder, aber heute haben wir über 10.000 Mitglieder", sagt Amanda Stoel, Mitbegründerin und 'Chief Administrator' der Facebookgruppe ''Singularity Network'', einer der größten von Hunderten Gruppen mit dem Thema Transhumanismus im Web.

 
Der Transhumanismus ist mittlerweile so beliebt, dass sogar im bekannten Comicstrip ''Dilbert'', den es online gibt und der in über 2000 Zeitungen erscheint, Parodien darauf gemacht werden. 

 
Trotz der rasant wachsenden Beliebtheit wissen viele Menschen nocht nicht was Transhumanismus überhaupt ist. Wörtlich bedeutet transhuman in etwa 'jenseits des menschlichen'. Das wichtigste Ziel für viele Transhumanisten ist es, die Sterblichkeit des Menschen zu überwinden, ein Ziel welches, wie einige glauben, bis 2045 zu erreichen ist. 

 
Transhumanismus gibt es schon nahezu 30 Jahre. Anfangs stark von Science-Fiction beeinflusst, ist Transhumanismus heute von Wissenschaft und technologischer Innovation geprägt, oft durch Menschen unter 40 Jahren. Es ist eine weltweite Bewegung, mit vielen formalen Gruppen in dutzenden von Ländern.

Trotz des Wachstums dieser Bewegung, wird die jüngere Generation und ihre Ideen von einigen älteren Transhumanisten abgelehnt. Diese Old-School Futuristen verwerfen die Philosophien und den Radikalismus der Aktivisten. Es ist ihnen sogar lieber, wenn einige jüngere Autoren und Fürsprecher des Transhumanismus gar keine Beachtung finden. Dazu kommt noch, dass der Eintrag über den Transhumanismus auf Wikipedia (hier die deutsche Version) – das meist besuchte Onlinedokument der Bewegung – gesichert wird von einem wachsamen Aufgebot, welches Ergänzungen oder Änderungen löscht, die auch nur ansatzweise von der öden rein wissenschaftlichen Sicht auf den Transhumanismus abweichen. (In der deutschen Wikipedia wird er gar teilweise in die „rechte Ecke“ gestellt. AdÜ)

 
Aus den genannten Gründen fehlt dem Wikipediaartikel zwangsläufig die Lebendigkeit und die Erfahrbarkeit des Transhumanismus. Den wirklichen Stand, sowie Informationen und Philosophien des Transhumanismus kann man bespielsweise finden in den sozialen Netzwerken, wo zehntausende von Wissenschaftlern und Technologen azutreffen sind. Dort wird die transhumanistische Zukunft besprochen.

Ein prominentes Beispiel ist Maria Konovalenko. Die 29 jährige Molekularphysikerin sorgte in der internationalen Presse für Aufsehen, mit ihren Demonstrationen zur Unterstützung einer radikalen Form von 'Life Extension'. 
  
"Wir müssen mehr tun für den Transhumanismus und die Verlängerung der Lebensdauer", sagt Konovalenko, Vizepräsidentin der Moskauer 'Science for LifeExtension Foundation'. "Das ist unser Leben und unsere Zukunft worüber wir reden. Sich zurücklehnen und einfach nur zuschauen wie das 21. Jahrhundert an uns verüberzieht, läßt uns nicht unsere Ziele erreichen. Wir müssen unsere Botschaft zu den Menschen auf der Straße tragen und uns bemühen, um eine wirkliche Veränderung."

Transhumanistische Prominente, wie Maria Konovalenko, gehen einen anderen Weg die Botschaft der Bewegung an die Öffentlichkeit zu tragen. An der rasch zunehmenden Zahl von Transhumanisten kann man ablesen – es funktioniert.

Ein Hauptziel vieler Transhumanisten ist es, die Öffentlichkeit zu überzeugen, dass umfassende Technologie und Wissenschaft im besten Interesse der Menschheit sind. In einer religiös geprägten Welt, wo ein Großteil der Menschen noch an ein Leben nach dem Tode glaubt, sind Viele skeptisch, ob eine signifikante Verlängerung des menschlichen Lebens philosophisch und moralisch richtig ist. Transhumanisten glauben umso mehr Menschen ihre Ziele unterstützen, desto mehr private und öffentliche Ressourcen werden freigesetzt für Organisationen und Unternehmen, die helfen das menschliche Leben zu verbessern und der Sterblichkeit ein Ende zu setzen.

Der englische Originalartikel stammt von Zoltan Istvan (Twitter). Alle Rechte vorbehalten.

Mittwoch, 13. August 2014

Upgrade für das Gehirn? - Flüssige Datenspeicher

Das Speichern von Fotos, Dokumenten und anderen Dateien in Flüssigkeiten, die ins Gehirn implantiert werden, könnten eines Tages Realität werden. Forscher entdeckten eine neue Methode der Speicherung von Daten in mikroskopischen Teilchen, gelöst in einer Flüssigkeit.

Die Wissenschaftler an der University of Michigan fanden heraus, dass digitale Informationen
auf kolloidalen Clustern, innerhalb einer Lösung abgelegt werden könnten, nachdem sie beobachteten, dass diese zwischen zwei Zuständen – vergleichbar mit 0 und 1 der hergebrachten Bitmuster – wechselten.

veröffentlichte das Wissenschaftsteam ein Forschungspapier mit dem Titel
Digital Colloids: Reconfigurable Clusters as High Information Density Elements“.
  
Eine Wissenschaftlerin des Teams, die Chemikerin Sharon Glotzer,
sagte gegenüber der IBTimes UK:
„Wir wollten aufzeigen, dass es möglich sein kann, Informationen auf einem anderen Weg zu speichern, als auf dem traditionellen Siliziumchip, indem wir Nanopartikel testeten.“

Um die Funktionsweise dieser neuen Form der Datenspeicherung zu veranschaulichen, nutzte die Wissenschaftlerin den Vergleich mit einem Rurik Zauberwürfel.

Man stelle sich die Nanopartikel vor, wie die Farben des Würfels, die um eine zetrale Kugel angeordnet sind und sich zu verschiedenen Mustern bewegen lassen.

„Wenn es uns möglich ist,“ sagt Glotzer, „die verschiedenen Muster aufzuzeigen und zu verstehen, wie man diese beeinflussen kann, dann wäre es möglich auf diese Weise Informationen zu kodieren. Also je mehr verschiedene Farben, desto mehr Muster kann man erhalten und umso mehr Muster man hat, desto mehr Informationen kann man so verarbeiten.“

In der Theorie könnte ein Teelöffel voll mit dieser Lösung Terabytes an Daten speichern.

 
Hirnimplantate

Diese neue Art der Datenspeicherung, von Glotzer als „Wet-Computing“ bezeichnet, könnte verwendet werden, biokompatible Nanopartikel im menschlichen Körper nutzbar zu machen.

Eine praktische Anwendungsmöglichkeit wäre beispielsweise als Sensor. So könnten zum Beispiel bei Diabetikern solche Nanopartikel in die Blutbahn eingebracht werden, um sie dabei zu ünterstützen, den Blutzuckerspiegel zu überwachen.

Eine weitere Anwendungsmöglichkeit, in naher Zukunft, wäre als Indikator für Halbarkeitszeiten auf Lebensmittelpackungen, die beim Ablauf der Haltbarkeit einfach die Farbe wechseln.

„Das „Wet-Computing“ steckt noch in den Kinderschuhen, wir sind erst am Anfang und so ist die Idee mit den digitalen Kolloiden ein erster kleiner Schritt in eine neue Richtung der Datenverarbeitung und Datenspeicherung,“ sagt Glotzer. „Er macht es möglich Schnittstellen zwischen Mensch und Computer zu schaffen oder biologisch verwendbare neuronale Implantate.“

Obwohl Glotzer anerkennt, dass solche Ideen im Moment reine Spekulationen sind, könnten solche neuronalen Implantate genutzt werden, um das menschliche Gehirn, beim Zugriff auf Informationen oder bei Berechnungen, zu unterstützen. Dies würde Jedem ermöglichen, Informationen mit beispielloser Geschwindigkeit aufzunehmen und zu lernen.